St. Josefs-Hospital Olsberg – Die Baugenehmigung wird erteilt

Am 01. Mai 1884 wird Vikar Franz Zengerling durch den Amtmann Selle vom Amt Bigge die Baugenehmigung für das Olsberger Krankenhaus erteilt.

Im Vorfeld war bereits eine baupolizeiliche Untersuchung der Angelegenheit beantragt worden, welche keine Bedenken oder Hindernisse hervorbrachte und welche den Vikar zum Bauherren des Projekts machte.

Der Korrespondenz von Franz Zengerling ist zu entnehmen, dass der Bauplatz aus seiner Sicht in sehr günstiger Lage liege:

… Der Bauplatz ist ein in unmittelbarer Nähe von Olsberg – zwischen dem Dorfe und dem Bahnhof – gelegenes Gartengrundstück. Am Südabhange des Gebirges, das die Wasserscheide zwischen Ruhr und Möhne bildet. Er ist sonnig und gegen rauhe Ostwinde geschützt. Da er auch höher liegt als das Dorf und in der Nähe auch nur einzelne kleine Häuser stehen, ist er auch frei und luftig. Infolge der hohen Lage ist Grundwasser nicht vorhanden und die Ableitung des Tagewassers ohne Schwierigkeit zu bewerkstelligen. Bei der Anordnung der Räume ist Hauptgewicht darauf gelegt, daß alle Räume, in denen Kranke sich aufhalten müssen, nach Süden mit freier Aussicht auf das Ruhrtal und das Gebirge liegen. …Franz Zengerling

Laut Vikar Zengerling ist das Baugrundstück des zukünftigen St. Josefs-Hospitals Olsberg also ein mehr als geeigneter Platz für ein Krankenhaus.

Dass damals neben den Standortbedingungen das Wohlbefinden und vor allem die Aussicht der zukünftigen Patienten eine derart zentrale Rolle für ihn spielen, ist aus heutiger Sicht bemerkenswert.

Dass der Vikar als maßgeblicher Gründer und Treiber des Projekts „Krankenhaus Olsberg“ nicht zuerst an Finanzen und Wirtschaftlichkeit denkt, ist aus Sicht des heutigen Gesundheitswesens wahrscheinlich gar nicht mehr verständlich.

Franz Zengerling
Vikar Franz Zengerling aus Willebadessen war von 1871 bis 1886 als Kurat- und Schulkaplan in Olsberg tätig. Fotograf: unbekannt

Bemerkenswert ist auch, welche gesellschaftliche und politische Rolle die katholische Kirche damals in Olsberg spielte – trotz des kurz zuvor ausgetragenen Kulturkampfes. Das preußische Beamtentum „genehmigte“ den Bau des Krankenhauses nur – ergriff aber selbst nicht die Initiative. Auch ist eine Unterstützung der preußischen Regierung und untergebener Ämter für das Projekt „Krankenhaus Olsberg“ nicht belegt.

Der Baubeginn des Olsberger Krankenhauses ist allein eine Angelegenheit der lokalen Kirche, des lokalen Adels, der lokalen Industrie und vor allem der lokalen Bevölkerung.

Aber auch, wenn Vikar Zengerling die Menschlichkeit zu diesem Projekt antrieb, so sollte man nicht an „gute alte Zeiten“ oder gar an „Romantik“ denken, denn die damaligen Lebensumstände und die damaligen Arbeitsbedingungen waren bei weitem härter als die der heutigen Zeit!
Dieses Projekt war aus der Not geboren.

Der Mut, die Willensstärke, die Zielstrebigkeit und nicht zuletzt der Einfluss des Vikars sind allerdings aus heutiger Sicht sehr beachtlich.

Damaliger Bauplatz des St. Josefs-Hospitals Olsberg

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