Olsberger Hütte – Sie ließen hauen unermüdet immerfort

Der Dokumentarfilm “Olsberger Hütte – Sie ließen hauen unermüdet immerfort” wird 1980 bis 1981 von der Kölner Film- und Video-Gruppe produziert und 1981 im WDR ausgestrahlt.

Die Geschäftsführung der Olsberger Hütte ist anfangs glücklich über das Interesse der Filmemacher und erwartet einen Imagefilm – doch den Autoren schwebt etwas anderes vor: Sie wollen die damalige Situation aus Sicht der kampfbereiten Arbeiter der “Hütte” und deren ersten Arbeitskampf seit 1910 zeigen…

Hier der Text, mit dem die Autoren selbst dieses Filmprojekt beschreiben:

Olsberg ist ein Städtchen im Hochsauerlandkreis. Zusammen mit ein paar eingemeindeten Dörfern zählt es ungefähr 15.000 Einwohner. Wir kannten, Anfang 1981, weder den Ort noch seinen wichtigsten Betrieb, die Olsberger Hütte. Dort werden, neben anderen modernen Heizgeräten, seit 400 Jahren gußeiserne Öfen in den jahrhunderte alten Formen produziert – eine Attraktion für wohlhabende Besucher der Kölner DOMOTECHNICA.

In einer Kölner IG Metall-Veranstaltung zur Vorbereitung der 81er Tarifrunde lernen wir einen Vertrauensmann der Olsberger Hütte kennen. Er erzählt uns von der harten Arbeit in der Gießerei, in der kaum ein Arbeiter älter als 50 Jahre wird. Trotz eines Gewinns von 30 Prozent im Jahre 1980 will Geschäftsführer und Miteigentümer im Familienbetrieb Edgar Kersting zum Jahresende 30 der 600 Beschäftigten rausrationalisieren und gleichzeitig kräftig investieren. Der Vertrauensmann sagt: “Dagegen werden wir uns wehren. Das erste Mal seit 70 Jahren.” Wir verabreden mit ihm ein Filmprojekt in der Hütte. Er soll diejenigen seiner Kollegen über unsere Absichten informieren, denen er vertraut…

Auch Geschäftsführer Kersting, der in eine der drei Familien hineingeheiratet hat, denen die “Hütte” gehört, ist von unserem Vorschlag, einen Film über seinen Betrieb und seine Familie für den WDR zu drehen, begeistert. Wir haben ihm allerdings nicht von unserem Gespräch mit dem Vertrauensmann erzählt. “Sie werden überall offene Tore finden”, sagt Kersting. “Natürlich können Sie auch mit den Mitarbeitern an den Arbeitsplätzen sprechen, wenn Ihnen das dort nicht zu laut ist.”

Wir dokumentieren die – gefährliche und gesundheitsschädliche – Arbeit – unter anderem mit Asbest – im Betrieb, sprechen darüber mit den Betroffenen, lernen alte Kollegen kennen, die vorzeitig krank in Rente gehen mußten. Wir lernen Kerstings Vorgänger Franz Ewerken kennen, der uns stolz ein besonders großes Exemplar in seiner Hirschgeweih-Sammlung zeigt, dessen Träger er dank “meiner Beziehungen zu einem Freund in einem Ministerium” des spanischen Franco-Regimes in einem Schutzgebiet schießen durfte. Seinem Bruder Albert hatten die Alliierten die Geschäftsführung entzogen, “weil er Olsberg als NSDAP-Kreisleiter vor 1945 zu einer Hochburg des NS-Regimes gemacht hatte”. Das erzählt uns allerdings erst ein paar Tage später Betriebsratsvorsitzender und SPD-Stadtverordneter Karl Gräler bei einem Besuch zuhause.

Durch “Heidchen” Franz Ewerkens Frau, lernen wir den Spruch kennen, der dann Untertitel unseres Films wurde. Er stammt von einer “Holztafel aus dem Jahr 1780, die früherer Unternehmergenerationen gedenkt”.

Der Film hat zwei Höhepunkte: Die Dokumentation eines sauerländischen Unternehmerstammtischs, zu dem die Inhaberin der Veltins-Brauerei neben Kersting auch uns einlud. Die Sozialabbau-Forderungen an die damals aktuelle Bundesregierung, die die Teilnehmerinnen vor laufender Kamera diskutieren, werden zur Zeit von der Regierung Schröder erfüllt. (Siehe auch in der Rubrik “Kunst und Künstler” das Video “Perpetuum Mobile)

Der zweite Höhepunkt ist der Auszug der Hütten-Arbeiter unter Transparenten und IG Metall-Fahnen aus “ihrem Betrieb” zu einem Warnstreik. Es ist der erste Arbeitskampf dieser Belegschaft seit 1910.​Kölner Film- und Video-Gruppe

Anmerkung des Verfassers: Der erwähnte “Edgar Kersting” ist Edward Kersting, der erwähnte “Franz Ewerken” ist Hans Everken.

Der Vertrauensmann, mit dem das Team in Kontakt stand, ist uns bekannt.

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