Kolpingfamilie Olsberg – Einläuten des Jahres 2022 auf dem Borberg-Kirchhof

Es ist der erste Tag des Jahres 2022, Neujahr, der 01. Januar.

Am Nachmittag brechen mein Sohn und ich zu einer Wanderung auf, um frische Luft zu genießen, um die Faulheit der vergangenen Feiertage durch Aktivität zu beenden und um uns schlicht und ergreifend in der Natur zu bewegen.

Weit ist das Ziel an diesem Tag, der Borberg-Kirchhof, nicht.
Aber bereits die ersten Schritte lassen mich daran zweifeln, dass wir dieses Ziel überhaupt erreichen werden.
Trödeln, nicht wandern ist heute das Motto, was uns beide jedoch nicht stört.

Nach der ersten Pause steigen wir in den mittleren noch erhaltenen und erkennbaren Teil des Glockenpfads ein.
Der Boden ist durch den Regen der letzten Tage sehr aufgeweicht und rutschig, was unsere Motivation nicht gerade steigert.

Da, auf einmal hören wir Glockengeläut!
Es kommt nicht aus der Stadt, die weit hinter uns liegt – es kommt vom Borberg-Kirchhof!
Das können nur die Glocken der Borberg-Kapelle sein.

Wir werden schneller – wollen wissen, was da los ist.
“Über eine Veranstaltung auf dem Borberg-Kirchhof am heutigen Tag habe ich doch nichts gelesen!?” – denke ich, während ich meinen Sohn schwitzend motiviere, nicht jeden Stock aufzuheben und mit dem bereits vorhandenen zu vergleichen.

Aufgrund der Eile biegen wir nach dem mittleren Teil des Glockenpfads ab und hasten den Kreuzweg zur Kapelle hinauf.
Das Hindernis – eine im Herbst umgestürzte Buche – meistern wir mit Bravour. Nur noch wenige Meter bis zur Kapelle – und dann – verstummen die Glocken.

Alle Eile vergebens? Nein – vor der Kapelle stehen eine Hand voll Menschen, welche sich schnell als Mitglieder der Kolpingfamilie Olsberg entpuppen.

Also doch keine spukenden Nonnen, wie wir zwischenzeitlich in der Eile vermutet hatten!

Das Geläut hatte einen durchaus menschlichen und bodenständigen Ursprung.

Im Gespräch mit den uns bekannten Olsbergern stellt sich heraus, dass die Idee für diese Aktion dem anwesenden Olsberger Kolpingbruder Werner Müthing entsprang.

Werner Müthing hatte die spontane Idee, am ersten Tag des Jahres 2022 die Glocken der Borberg-Kapelle als Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht erklingen und durch das Tal schallen zu lassen.
Diese Idee wurde aufgrund der Pandemie-Bedingungen nicht ‘an die große Glocke gehängt’ und nicht öffentlich bekannt gegeben.

Für uns werden die Glocken noch einmal geläutet.
Während der Papa auch einmal läuten darf, was im Übrigen nicht einfach ist – und mir mehr schlecht als recht gelingt, macht der Sohn Fotos.

Nachdem die Glocken dann endgültig verstummt, die Läuteseile verstaut und die Kapelle wieder fest verschlossen sind, werden uns und einigen anwesenden Wanderern selbsgebackene Plätzchen gereicht.

Als die Dunkelheit einbricht, machen sich alle auf den Heimweg ins Tal.

Vielleicht wird aus dieser erstmaligen Aktion der Kolpingfamilie Olsberg einmal eine Tradition – ich persönlich würde es mir wünschen – denn spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Borberg das Sinnbild für Frieden, Hoffnung und Zuversicht in unserer Region.

Und was brauchen wir heute mehr, als Frieden, Hoffnung und Zuversicht?

Vielen Dank an Werner Müthing und die Kolpingfamilie Olsberg für diese großartige Aktion!

Der Borberg-Kirchhof

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