Im Juli 2018 verfasste Hans Martin Köster den folgenden kurzen Überblick über das Leben und Wirken von Ida Kropff-Federath. Der Anlass dazu war deren 100. Todestag am 01. August 2018, an dem die Kropff-Federath’sche Stiftung ihrer Gründerin gedachte.
Ida Kropff-Federath
Ida Kropff-Federath, geb. Brüning, erblickte am 10.06. 1839 als jüngstes Kind der Eheleute Justizrat Karl Josef Brüning und Maria-Gertraudis geb. Ludovici in Brakel, Kreis Höxter, das Licht der Welt. Sie hatte noch fünf Geschwister – Wilhelm, Erwin, Marie (verh. Everken), Joseph und Antonia (verh. Unkraut). In erster Ehe war sie mit dem Olsberger Hüttenbesitzer und Gewerken Caspar Kropff verheiratet. Ihre Eheschließung war am 22.09.1863 in Brakel, ihrem Heimatort.
Ihr Ehemann Caspar, wurde am 16.12.1835 in Olsberg geboren und starb plötzlich am 14.02.1888 in Berlin im Alter von 52 Jahren. Seine Todesursache ist im Sterberegister mit Herzlähmung angegeben. Seine Ehefrau Ida war zu dem Zeitpunkt 49 Jahre alt.
In zweiter Ehe heiratete sie drei Jahre später, 52jährig, am 03.06.1891 den Landrat des Kreises Brilon Dr. Hans Carl Federath aus Culm. Die Hochzeit geschah kurzentschlossen bei einer Berlinreise in der St. Hedwigs-Kathedrale. Dies belegen die Trauzeugen, die spontan ausgewählt wurden.
Dr. Hans Carl Federath ist am 27.10.1848 geboren und starb mit fast 66 Jahren am 11.04.1914 bei einem Kuraufenthalt in Prien am Chiemsee. Ehefrau Ida war zu diesem Zeitpunkt 75 Jahre alt.
Dr. Federath wollte mit den Hüttengeschäften seiner Frau Ida nichts zu tun haben. So führte sie allein die Werke „Olsberger Hütte“ und „Altenbekener Eisenhütte“ mit ihren Angestellten zum Wohle ihrer Arbeiter und deren Familien.
Große Hilfe bekam sie auch immer von ihrem Neffen, dem Sohn ihrer Schwester Marie, Hermann Everken, der damals bei Krupp in Essen sechs Gießereien leitete. Die Umsiedlung nach Olsberg erfolgte am 29.06.1921 wegen der Übernahme der Olsberger Hütte.
In Olsberg lebte das Gewerkenehepaar auf dem Besitz von Caspar Kropff’s Vorfahren, genannt „Der obere Hof“, erbaut 1701, in einer prunkvoll ausgestatteten Villa. Ursprünglich befand sich auf dem Grundstück der Villa ein Schafstall. Hier betrieben zwei Kropff-Brüder eine Schäferei. In ihrem Gästehaus, auch „das bessere Jenseits“ genannt, gingen viele prominente Gäste ein und aus.
Streng katholisch wuchs Sie mit ihren Geschwistern im Elternhaus in Brakel auf. Auch hier in Olsberg war ihr die Nähe zur Kirche und zu den Geistlichen sehr wichtig. Schon in der alten Kapelle, die zu ihrer Zeit 1879 durch einen Oktogon-Anbau erweitert wurde, hatte die Gewerkenfamilie ihre eigene Kirchenbank, die auch nach dem Kirch-Neubau 1901 übernommen wurde und auch heute noch als erste Bank an der Frauenseite steht. An dieser Bank befinden sich noch eingeschnitzt ihre Initialen und das Bergbauemblem „Schlegel und Eisen“.
Die für sie wohl wichtigste Wohltat war die Schenkung ihrer Brilliantenkette, die sie für die wertvolle Monstranz opferte. Insgesamt zehn Brillianten und eine weiße Perle wurden vom Paderborner Künstler Cassau in die Lunula eingearbeitet. Diese Lunula (Halbmond) ist die Halterung für das Allerheiligste, die Hostie. Die Monstranz war ein Geschenk der Gemeinde zum 25jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Peter Quinke im Jahr 1919.
Am 20.11.1903 ertönt zum ersten Mal das Geläut der neuen Glocken der St. Nikolaus Pfarrkirche, die bei der Firma Humpert in Brilon gegossen wurden. Für diesen Guss wurden auf Veranlassung des Kriegsministers zwei französische Kanonenrohre aus dem Depot in Spandau verwandt.
Die Glocke mit dem E-Ton trug die Inschrift: „Kommet ihr Gläubigen, fröhlich triumphieret …“. Sie wurde dem heiligen Johannes dem Täufer und der hl. Ida geweiht. (Namenspatrone der Stifter Geheimrat Dr. Federath und Frau Ida). 14 Jahre später, 1917 ertönte ihr Geläut zum letzten Mal. Auch sie mussten für Kriegszwecke abgegeben werden. Nur die kleine Petrusglocke, überlebte beide Weltkriege im Turm.
Die Abpfarrung von der Mutterkirche in Bigge
Am 09.02.1911 nimmt der Kapellenvorstand eine Schenkung von Frau Geheimrat Dr. Federath auf 600,- Mark jährlich mit einem Garantiekapital von 17.500,- Mark an. Die bischöfliche Behörde erklärt ihr Einverständnis und die Genehmigung erfolgt am 24.11.1913. Am 03.03. 1915 wird die Urkunde Nr. 2896 ausgestellt. Olsberg ist zur Pfarrgemeinde erhoben. 25.03.1915 bestätigt der Staat die Pfarreierrichtung.
Gegen Ende ihres Lebens brachte sie ihr gesamtes Vermögen in eine Stiftung ein. In einem, von ihr handgeschriebenem zwölfseitigen Testament sah sie folgende Stiftungszwecke vor:
- Die Errichtung eines katholischen Waisenhauses in Olsberg auf ihrer dortigen Besitzung.
- Die Errichtung eines interkonfessionellen Krankenhauses in Altenbeken.
- Die alljährliche Aushändigung eines Betrages von 6000,- Mark an den jeweiligen Bischof von Paderborn zu Unterstützung hilfsbedürftiger Geistlicher oder Theologiestudierender der Diözese Paderborn
- Anlage eines Kapitals von 100.000,- Mark und Verwendung seiner Zinsen zur Unterstützung ihrer Arbeiter
- Dem St. Josefs-Hospital Olsberg ein Kapital von 16.000,- Mark zur Stiftung von zwei Freibetten
Durch die drastische Wertminderung, entstanden durch die Inflation, konnte nur ihr wohl wichtigstes Vorhaben, die Errichtung eines Waisenhauses in Olsberg verwirklicht werden.
„Am 01.08.1918 um 5 ¼ Uhr morgens verstarb Ida Kropff-Federath an einem Herzschlag und Gallensteinen.“ So steht es im Olsberger Sterberegister. Am 05.08.1918 wurde sie unter großer Anteilnahme vieler prominenter Gäste und der hiesigen Bevölkerung auf dem Bigger Friedhof zu Grabe getragen. Sie fand ihre letzte Ruhe in dem Mausoleum der Familie Kropff.
Olsberg, im Juli 2018
Hans Martin Köster
Weitere Informationen zu Ida Kropff-Federath finden sie in Beiträgen unserer Chronik.
Ehemaliger Standort des Anwesens der Familie Kropff, „Der obere Hof“ genannt. Heutiger Standort der Kropff-Federath’schen Stiftung Olsberg
Ehemaliger Standort der Kapelle St. Nikolaus Olsberg – heutiger Standort der Pfarrkirche St. Nikolaus Olsberg
Standort der Olsberger Hütte
Ehemaliger Standort des St. Josefs-Hospitals Olsberg
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