On his majesty’s service (Im Dienste seiner Majestät)

The Railway Adventures of an ex-serviceman in Germany during 1945 and 1946 (Die Eisenbahn-Abenteuer eines ehemaligen englischen Soldaten von 1945 bis 1946 in Deutschland)

Lance Corporal G. E. Rabone diente in der Einheit „No. 72 Wing RAF“ der Royal Air Force.

Diese Einheit existierte vom 15.05.1944 bis zum 22.09.1946 als „Signals Wing“ (Funkeinheit). Sie wurde zur Eroberung und Niederschlagung „Nazi-Deutschlands“ ausgehoben und nach erfolgreich durchgeführter Mission aufgelöst.

G. E. Rabone war Funktechniker in dieser Einheit und in dieser Funktion für die Bedienung von Radartechnik zuständig.

Die Einheit landete im Sommer 1944 am „Mulberry floating harbour“, welcher als Brückenkopf kurz nach dem D-Day in Nord-Frankreich durch die britische Armee errichtet worden war.

Sie zog weiter durch die Ardennen nach Antwerpen.

Im Frühling 1945 erreichte sie Roermond an der Niederländich-Deutschen Grenze und ließ sich dort zunächst nieder.

Im April 1945 erreichte sie München-Gladbach (heute Mönchen-Gladbach) und kurz danach Bonn.

Für den Eisenbahn-Enthusiasten G. E. Rabone war Bonn ein Paradies, da es an der wunderschönen und stark befahrenen Eisenbahnstrecke Köln-Koblenz (Rheingold-Strecke) lag. Hier konnte er sehr viele Dampflokomotiven fotografieren.

Die Einheit überquerte den Rhein über die „General Hodges“-Ponton-Brücke und zog über Altenkirchen und Marburg nach Cölbe.

Weiter ging es nordwärts durch Münchhausen und Bromskirchen nach Winterberg in Westfalen, wo G. E. Rabone die nächsten 21 Monate seines Wehrdienstes verbrachte.

G. E. Rabone
Lance Corporal G. E. Rabone (No. 72 Wing RAF) auf Ski in Winterberg (Westfalen). Urheber/originator: G. E. Rabone (Alle Rechte vorbehalten/All rights reserved)

In Winterberg wurde die Einheit fest stationiert, da der Kahle Asten aufgrund seiner Höhe ein idealer Funkposten, und aufgrund seiner zentralen Lage eine ideale Radarstation war.

G. E. Rabone war Hobby-Fotograf und Eisenbahn-Enthusiast. Daher verdanken wir ihm heute viele Bilder von Lokomotiven (die längst verschrottet sind) und nebenbei von den Umständen, den Gegebenheiten und der Landschaft des Hochsauerlandes in den Nachkriegsjahren 1945 und 1946.

G. E. Rabone erstellte in dieser Zeit viele Fotos und führte Tagebuch. Zudem schrieb er seine Erinnerungen aus dieser Zeit im Jahre 1983 nachträglich nieder.

Sein Sohn, Stephen Rabone, veröffentlichte diese Fotos, das Tagebuch und die niedergeschriebenen Erinnerungen.

Durch puren Zufall entstand der Kontakt zwischen Stephen Rabone und dem Privatarchiv Köster Olsberg. Er erlaubte uns, die Fotos und Dokumente zu archivieren und zu veröffentlichen.

56.2776
Die Lokomotive 56 2776 am 16.01.1946 auf der Drehscheibe des Winterberger Bahnhofs. Sie wurde 1923 von der Arn. Jung Lokomotivfabrik GmbH in Wehbach gebaut. (Stephen Rabone: BR 56.2776 on Winterberg station turntable on a snowy 16th January 1946) Urheber/originator: G. E. Rabone (Alle Rechte vorbehalten/All rights reserved)

Seine Fotos und Dokumente zeigen die Landschaft, den Zustand und das Leben des Hochsauerlandes und seiner Bewohner kurz nach dem zweiten Weltkrieg in eindrucksvoller Weise.

Das Privatarchiv Köster Olsberg ist stolz darauf und froh darüber, einige Bilder von G. E. Rabone zeigen zu dürfen, denn sie zeugen von einer Zeit, in der Deutschland und das Hochsauerland am Boden lagen. Sie zeugen auch davon, dass britische Soldaten häufig nicht unbedingt als Besatzer kamen, sondern „nur“ ihren Dienst taten und oft auch das besetzte Deutschland respektierten und seine Bewohner lieben lernten!

The social aspect
Der „soziale Aspekt“ – Fraternisierung mit der deutschen Bevölkerung war den alliierten und somit auch den englischen Soldaten streng verboten! Jedoch konnte sie häufig nicht verhindert werden und wurde von vielen Vorgesetzten bis zu einem gewissen Grad geduldet. (G. E. Rabone: „The social aspect“; Stephen Rabone: „The social aspect“ is the note under this photo. Fraternisation is obviously in full swing!). Dieses Foto entstand im Januar 1946. Urheber/originator: G. E. Rabone (Alle Rechte vorbehalten/All rights reserved)

Vor allem aber ist faszinierend, dass im Tagebuch und in den Aufzeichnungen von G. E. Rabone weder Hass, noch Missgunst auf die Deutschen zu finden sind – und das bei all dem, das die Deutschen im zweiten Weltkrieg England und der Welt angetan haben! Seine Aufzeichnungen und Bilder zeigen, dass er die besiegten Agressoren als Menschen gesehen und behandelt hat – und das ist sehr bemerkenswert – zumal einige von ihnen es sicherlich nicht verdient hatten!

G. E. Rabone gab seine Zuneigung zu Deutschland und seine Leidenschaft zur deutschen Eisenbahn an seinen Sohn Stephen Rabone weiter, der Deutschland und das Hochsauerland in den 1980er Jahren auf den Spuren seines Vaters bereist und uns erlaubt hat, diesen Artikel zu schreiben und einige Bilder seines Vaters zu veröffentlichen.

Einige ausgewählte Fotos von G. E. Rabone und seiner Zeit im Hochsauerland sind in den folgenden Beiträgen zu finden:

Vielen Dank an G. E. Rabone und seinen Sohn Stephen Rabone!

Stephen Rabone hat die Erinnerungen und die Fotos seines Vaters unter „ON HIS MAJESTY’S SERVICE – The Railway Adventures of an ex-serviceman in Germany during 1945 and 1946“ veröffentlicht.

Best regards and greetings to England – and thanks in every sense!





Impressum
Text: Christoph Köster
Medien: siehe Medienbeschriftungen

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